Pornoproduzenten funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie Drogendealer. Sie machen ein Riesen - Geschäft mit Abhängigkeiten. Und anscheinend ist im Kreislauf von Geld und Sex auch die Zeitungsindustrie derart abhängig, dass sie kräftig mithelfen musste, das Geschäft an der Berner Erotikmesse anzukurbeln. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Organisatoren derart viel Raum bekamen, sich in Bund und BZ als noble Unternehmer mit hohem Sinn für Ästhetik zu präsentieren?
Ironischerweise erschien dann in der gleichen Woche ein BZ-Artikel, welcher die Problematik der früh sexualisierten Jugendlichen thematisierte. Und in regelmässigen Abständen lesen wir in der Zeitung von Kinderpornographie, wachsenden Pädophilen-Zirkeln am Internet etc. Dann fragt man plötzlich, wie so etwas geschehen konnte. Die gesellschaftliche Entwicklung wird beklagt, und manche rufen dann nach mehr Kontrolle, griffigeren Gesetzen etc.
Viele Journalisten spielen hier meines Erachtens ein Doppelspiel. Einerseits fördern sie im Namen des Liberalismus dekadente Entwicklungen (wozu ich auch eine Erotikmesse mit Live-Sex zähle), und sie stigmatisieren kritische Stimmen als konservative Sittenwächter von Gestern. Andererseits bezeichnen sie sich gerne als blosse „Beobachter“, und lehnen jede Mitverantwortung an den problematischen gesellschaftlichen Entwicklungen ab.
Tatsache ist: Wenn Sexualität zum blossen Konsumgut verkommt, und dieses von den Medien aus Geld- oder Sensationsgier kräftig vermarktet wird, dann muss man sich nicht wundern über gestörte Beziehungsfähigkeit, und eine Zunahme der zerstörerischen Grenzüberschreitungen wie Inzest, Gewalt gegen Frauen, Kinderpornographie etc.
Es wäre an der Zeit, dass auch Bund und BZ gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich bezüglich Zusammenarbeit mit der Porno-Industrie ethische Richtlinien geben. (Beispiele: Inseraten-Markt, Berichterstattung Erotikmesse). Es ist zu billig, sich nur immer als „Spiegel der Gesellschaft“ zu definieren, und den eigenen Anteil an gesellschaftlicher Prägung zu verleugnen.
Dr. med. Wilf Gasser, Sexualtherapeut, Grossrat EVP
20.2.06
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