9.2.09

Interview zu Marriage Week 2009

Beziehungskiller und romantische Stunden

Christa und Wilf Gasser unterstützen aktiv die Marriage Week. Sie beraten andere Paare, arbeiten aber bewusst auch an der eigenen Ehe. Wir befragten sie zum Geheimnis einer glücklichen und stabilen Ehe.


Christa Gasser, Wilf Gasser, Was ist das Geheimnis einer guten Ehe?

Wilf Gasser: Man weiss viel besser was eine Ehe auseinander bringt, als was eine gute Ehe ausmacht. So sind nörgelnde Kritik und verachtendes Verhalten sichere Beziehungskiller. In einer guten Ehe hat man sich jedoch den Respekt füreinander bewahrt und man hat gelernt, einen andern Standpunkt stehen zu lassen. Man bleibt auch nicht am Negativen hängen, sondern kann sich immer wieder darauf besinnen, was man Positives im Andern hat.

Wie viel „Unterhalt“ benötigt eine Ehe?

Christa Gasser: Der „Unterhaltsbedarf“ ist sehr individuell, aber niemand kommt darum herum, in die Ehe zu investieren. Und je früher wir damit beginnen, desto leichter fällt es uns, gut unterwegs zu bleiben. Aber selbst wenn in unserem „Ehehaus“ mal eine ganze Hauswand zusammenbrechen sollte, ist die Ehe nicht einfach am Ende, sondern nur mal „gebrochen“ und kann wieder hergestellt werden. Sehr problematisch sind aus unserer Sicht die romantischen Hollywood-Vorstellungen, welche ganz auf verliebte Gefühle aufbauen. Sind diese dann verflogen und treten massive Konflikte auf, stellt man die Beziehung als Ganzes in Frage und sucht sich eine Neue.

Wo beginnt es in der Ehe in der Regel am ersten zu kriseln?

Wilf G.: Dies kann man nicht pauschal sagen. Aber sicher wird es problematisch, wenn man sich über die Andersartigkeit des Partners/ der Partnerin zu nerven beginnt, vielleicht weil die Veränderungsversuche nicht zum Ziel führen oder man sonstwie mit enttäuschten Erwartungen leben lernen muss. Wer hier nicht radikal Versöhnung praktiziert, wird langsam bitter und verliert die Herzensverbindung.

Welche Rolle spielt der Sex in der Ehe?

Christa G.: Die Bedeutung der Sexualität wird in der Regel überschätzt. Denn selbst wenn im Bett nur noch wenig oder gar nichts mehr läuft, kann man trotzdem eine gute Beziehung haben. Aber die Sexualität ist natürlich eine geniale Möglichkeit, Nähe in der Beziehung herzustellen oder Nähe auszudrücken. Weil wir aber als junge Menschen Sexualität auf uns selber bezogen entdecken und kennen lernen, bleiben leider viele auf dieser egozentrischen Schiene gefangen. Dies wird oft noch verstärkt durch Pornographie oder romantische Tagträume. Wenn dann die leidenschaftlichen Gefühle mal weg sind, wird die sexuelle Begegnung schwierig. Paare müssten nun ganz neu lernen, Sexualität auf’s Andere ausgerichtet zu leben. Stattdessen geben manche die Beziehung auf, oder sie arrangieren sich mit einer unbefriedigenden sexuellen Beziehung.

Sind Kinder eine Gefahr oder ein Kitt für ein glückliches Eheleben?

Wilf G.: Kinder sind nur dann eine Gefahr, wenn sie zum Partner-Ersatz werden. Aber ansonsten geben sie einer Beziehung auch Sinn und Aufgabe. Dies erfahren insbesondere kinderlose Paare, welche sich ihren „Lebenssinn“ viel bewusster suchen müssen. Wer Kinder als Kitt in der Beziehung braucht, lebt äusserst gefährlich.

Welchen Rat gebt Ihr Ehepaaren mit, die eine Ehe auf Dauer gründen wollen?

Christa G.: Paare müssen verstehen, dass Beziehung immer Arbeit bedeutet. Die meisten finden sich ja aufgrund des Mottos „Gegensätze ziehen sich an“. Und je grösser die Unterschiede sind, desto mehr muss in den „Brückenbau“ investiert werden. Es braucht deshalb immer wieder neu die Bereitschaft, sich auf die Partnerin oder den Partner einzustellen, Andersartigkeit zu akzeptieren, aber selber auch Veränderungs- und Kompromissbereit zu sein.
Und die wohl wichtigste Voraussetzung für eine dauerhafte, glückliche Ehe ist eine radikale Versöhnungsbereitschaft.

Was macht Ihr konkret in der Marriage Week?

Wilf G.: Schweizweit gibt es hunderte von Angeboten. Wir persönlich halten wieder ein Seminar über „Wachsende Intimität in der Ehe – Wege zu einer erfüllenden Sexualität“. Und in diesem Rahmen laden wir am Samstagabend auch zu einem öffentlichen Candlelight-Dinner mit romantischer musikalischer Umrahmung und kurzen Inputs über gelingende Beziehung ein. Während der Woche sind wir zweimal zu einem Marriage Week Dinner eingeladen, wo wir ebenfalls kurze Inputs über wachsende Intimität halten werden.
Privat möchten wir einige befreundete Paare einladen, um gemeinsam unsere Ehen zu feiern.

Die Fragen stellte Fritz Imhof

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